Das Bild
Das Bild "L'Origine du monde" aus dem Jahr 1866 von Gustave Courbet in der Lacan-Sonderausstellung.
APA/AFP/JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN

Zwei Aktivistinnen haben im Centre Pompidou im französischen Metz den berühmten Akt Der Ursprung der Welt von Gustave Courbet aus dem Jahr 1866 besprüht. Der rote Schriftzug "MeToo" traf – wie bei ähnlichen Protestformen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten – nicht das Bild selbst, sondern die schützende Glasscheibe.

Neben der Besprühung des Bildes durch zwei Frauen soll eine dritte Person eine Stickerei der französischen Künstlerin Annette Messager gestohlen haben. Sie konnte im Gegensatz zu den Sprüherinnen noch nicht festgenommen werden.

Trotz des Schutzes der Glasscheibe wird derzeit das Courbet-Bild auf mögliche Schäden untersucht, heißt es vonseiten des Museums in Metz, das eine Dependance des Centre Georges Pompidou in Paris ist. Das Gemälde wurde vom Pariser Musee d'Orsay an das Centre Pompidou Metz für eine Ausstellung über den französischen Psychoanalytiker und Philosophen Jacques Lacan ausgeliehen.

Deborah de Robertis war es

Die Performancekünstlerin Deborah de Robertis meldet sich selbst unmittelbar nach der Sprühattacke der Aktivistinnen zu Wort. Sie sei die alleinige Organisatorin der "Aufführung", sagt sie. Das Ansprühen des Gemäldes sei somit eine Performance gewesen, auch das Werk von Messager befinde sich in ihrem Besitz. Ihre Anwältin verteidigte de Robertis damit, dass diese eine wichtige Künstlerin sei, die "uns Fragen stellt und herausfordert".

"Bei allem Respekt, den wir feministischen Bewegungen entgegenbringen, sind wir schockiert von der Vandalismus-Attacke auf die Kunstwerke, vor allem von feministischen Künstlerinnen, die im Herzen der Auseinandersetzung der Kunstgeschichte stehen", sagte Chiara Parisi, Direktorin Centre Pompidou-Metz. Betroffen von der Farbattacke waren auch Werke der franko-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois, der deutschen Künstlerin Rosemarie Trockel und VALIE EXPORT. Die französische Tageszeitung Libération berichtete, dass von der österreichischen Künstlerin das ikonische Werk "Genitalpanik" betroffen ist, das EXPORT mit Lederjacke, Waffe und entblößter Vulva zeigt - und im Gegensatz zu den anderen Werken nicht durch Glas geschützt war.

Die französische Kulturministerin Rachida Dati meinte hingegen, dass ein Kunstwerk kein Plakat sei, das man mit "Botschaften des Tages" bemalen kann.

Der Bürgermeister von Metz, François Grosdidier, sprach von einem "Angriff auf die Kultur, diesmal durch fanatische Feministinnen".

Deborah de Robertis nutzte schon einmal das Gemälde "Der Ursprung der Welt" für eine Aktion. 2014 positionierte sie sich vor dem Bild im Musée d'Orsay in einem goldenen Paillettenkleid mit gespreizten Beinen und stellte mit dem freien Blick auf ihre Vulva das Bild selbst nach – bis Sicherheitskräfte sie abführten.

Ermächtigend oder Porno?

Ob das Bild ermächtigend, eine Provokation oder schlicht Pornografie ist, darüber wird bis heute diskutiert. Als 2011 ein Pädagoge das Bild auf seinem Facebook-Account postete, gab es darüber eine große Diskussion. Facebook sperrte sein Profil wegen des Bildes Ursprung der Welt, weil die Darstellung den Regeln widerspreche, was auf der Plattform zu sehen sein darf. Nach einer Klage durch den Lehrer einigte man sich auf einen Vergleich.

Warum gerade dieses Bild mit roter Farbe und dem Schriftzug "MeToo" übermalt wurde, ist noch nicht klar. Durch den Diebstahl von Messagers Kunstwerk habe sie es sich "wieder angeeignet", schreibt de Robertis in einem Tweet.

(beaha, APA, 7.5.2024)